Hi, ich bin Frank Niemann, selbstständiger Kalligraf, Designer und Kursleiter. Als ich vor mehr als 30 Jahren begann, mich in meiner Freizeit intensiv und ernsthaft mit Schrift, Kalligrafie, Lettering, schönen Buchstaben und auch Typografie auseinanderzusetzen und aktiv zu beschäftigen, wusste ich nicht, was das einmal für Folgen hat. Bei diesbezüglichen Überlegungen erinnerte ich mich daran, dass ich eigentlich schon immer sehr gern geschrieben und gestaltet habe. Das viele Schreiben hatte mir eine schöne Handschrift beschert. Die dann wiederum mehr Arbeit für mich bedeutete, denn wenn etwas schön zu schreiben war, war Frank mit seiner schönen Handschrift bei Urkunden und Wandzeitungen gefragt.

Kurz und gut, nach der Anschaffung von Feder, Tinte, Papier und einem Buch über Schreibkunst erfolgten die ersten Übungen und Versuche, etwas schön Geschriebenes auf das Papier zu bringen. Sehr schnell habe ich festgestellt, dass wohl noch ein weiter Weg vor mir liegt, um meine bildlichen Vorstellungen über die von mir schön geschriebener Texte und der Realität in Übereinstimmung zu bringen. Da half nur eins üben, üben, üben und nochmals üben. Meine perfektionistische Veranlagung hat dann dazu geführt, dass ich stundenlang und seitenweise Buchstaben, Striche, Bögen und Schwungelemente geübt habe. Nach dem ich dann begriffen hatte, wie das Schreibwerkzeug – die Feder arbeitet und funktioniert ging es etwas leichter voran. Nach einem halben Jahr intensiven Trainings sahen dann meine Buchstaben halbwegs brauchbar, schön und gleichmäßig aus. Bei den Schreibübungen bezog ich dann so nach und nach auch andere Schreibwerkzeuge wie, Bleistifte, Filzstifte, Schönschreibfüller, Holzleisten, Kugelschreiber und Pinsel mit ein.

Mein Interesse an der Schrift wurde immer größer. Und sich tiefgreifender mit Ihr auseinanderzusetzen wurde mir ein Bedürfnis. Ich begann, mich mit der Geschichte der Schrift zu beschäftigen – ein sehr interessantes und weites Feld. Man landet dann automatisch bei den ägyptischen Hieroglyphen, der Keilschrift, Runen und anderen Schriftsystemen der Vergangenheit. Weitere Recherchen führten mich dann zur Buchmalerei, den Schriften des Mittelalters und der mittelalterlichen Buchproduktion, die mich allesamt mehr als nur faszinieren. So begann ich dann auch, die farbenprächtig gestalteten Initialen und Buchmalereien nachzuarbeiten. Auch beschäftige ich mich mit einzelnen ausgewählten Handschriften, um Näheres über deren Herstellung, deren Inhalt und dessen Bedeutung zu erfahren.

In Kursen bei der Volkshochschule, im Fernstudium und in Agenturen erwarb ich mir zusätzlich praktisches Wissen und vervollkommnete meine Fähigkeiten. Auch mein Bücherregal hat sich mittlerweile in eine kleine Fachbibliothek zum Thema Schrift, Gestaltung, Kalligrafie, Buchkunst und Geschichte gewandelt.
Als kleines Fazit kann ich festhalten, dass Kalligrafie weit mehr ist als „nur“ schönes Schreiben. Es ist ein so umfangreiches Gebiet, bei dem es nicht nur um schöne Schrift geht. Jeder der sich darauf einlässt kann für sich eine neue Welt entdecken. Kalligrafie ist Meditation und hilft in einer hektischen Zeit zurück zu finden. Zurück zu den Wurzeln, zu Ruhe und Ausgeglichenheit.
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